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NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale - Regionalgruppe „Hermann Vogt“
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Der „ Rote Ochse “ in Halle/Saale - vom Zuchthaus zur Justizvollzugsanstalt – recherchiert von Manuela Blazejewski
Das Gebäude Kleine Steinstraße 7 diente als Strafvollzugsanstalt II des „Roten Ochsen“ und war eine zentrale Untersuchungshaftanstalt in Halle. Vor allem wurden dort Untersuchungshäftlinge also Personen, die auf ihre Gerichtsverhandlung warteten sowie verurteilte weibliche Gefangene untergebracht, die anschließend in andere Gefängnisse transportiert wurden. Ursprünglich wurde das Gebäude 1842 als Geschäftshaus des Inquisitoriats (eine Art Staatsanwaltschaft) errichtet. Zwischen 1908 und 1910 erfolgte ein Ausbau zum Amtsgerichtsgefängnis. Ab 1910 diente der westliche Teil als Frauen-Gefängnis („Weibergefängnis“), der östliche Teil als Männergefängnis. Nach der Wende blieb das denkmalgeschützte Gebäude erhalten. Es wurde komplett saniert inklusive Ausgaben aus dem Konjunkturpaket II und nun als Fachbibliothek des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie genutzt. Die Bibliothek, eine der größten archäologischen Fachbibliotheken Deutschlands (mit rund 120 000 Bänden), befindet sich hinter den historischen Gittern des einstigen Gefängnisses. (Mitteldeutsche Zeitung, HalleSpektrum). Ein weiteres besonderes Ereignis in der Geschichte der DDR war die „friedliche Revolution“ des Herbstes 1989. Im „Roten Ochsen“ kamen inner- und außerhalb der Haftanstalt Diskussionen über Gewaltanwendung im Strafvollzug und potenzielle Gefangenenproteste auf, da sich die Gefangenen gegenüber den über die Botschaft ausgereisten DDR-Bürgern ungerecht behandelt fühlten. Dokumentiert ist, dass das MfS mit verstärkten Sicherungsmaßnahmen, Bewachung und Ausrüstung mit Schutzmasken, Stahlhelmen und Maschinenpistolen reagierte. Die Ereignisse im Juni und November 1989 trugen zum Zerfall der DDR und kulminierten im Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Am 17.11.1989 wurde das MfS in das Amt für Nationale Sicherheit (AfNS) umbenannt und damit die Abteilungen IX und XIV aufgelöst. Nachdem die MfS- Bereiche im „Roten Ochsen“ weichen mussten, blieb die Justizvollzuganstalt an sich bestehen. Aus dem Wirtschafts- und Vernehmungsgebäude wurde ab 1996 eine Gedenkstätte, mit Ausstellungen, Bildungsangeboten und Forschung zur Geschichte zwischen 1933 und 1989. ( gedenkstaette-halle.sachsen-anhalt.de ).
Gefängnisreliquien