© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA - Interessengemeinschaft Halle/Saale
Bewaffnet, doch ein Friedensheld!  60 Jahre Gründung der NVA - Erinnerungen und Episoden
Letzteres musste ich zu Beginn meiner Tätigkeit erleben. Die Mehrzahl der Hilfsarbeiter im Kraftwerk waren durch Beschluss von Gerichten oder Kaderabteilungen zu dieser Arbeit verurteilt/verpflichtet worden (so obere Etage Kohlenstauberzeugung: Studenten aus Leipzig). Als ich mich den Kumpeln als Leutnant der NVA vorstellte, glaubt mir keiner die „weiße Weste“, sie vermuteten in mir einen Spitzel, den man schnell loswerde muss. Ich habe alle Schikanen ertragen, ohne mich irgendwo zu beschweren (also: „der hat keinen Draht nach oben, der ist sauber“) und meine Arbeit schnell und ordentlich erledigt. Nach einiger Zeit wurde ich als „ehrlicher, brauchbarer Kumpel“ anerkannt, später, Ende Mai
Offiziere mit Produktionserfahrung
© NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA-Interessengemeinschaft Halle/Saale
NVA - Interessengemeinschaft Halle/Saale
Folge 12
Am 1.März 2016 begehen wir den 60. Jahrestag der Gründung der Nationalen Volksarmee. In Vorbereitung dieses Höhepunktes wollen wir an dieser Stelle in loser Folge über die Entwicklung der NVA von ihren Anfängen als kasernierte Volkspolizei hin zu einer gut ausgerüsteten, hervorragend ausgebildeten und stets gefechtsbereiten Koaltionsarmee berichten. Dabei werden insbesondere Zeitzeugen und verdienstvolle Armeeangehörige mit eigenen Erlebnissen, Eindrücken und Geschichten zu Wort kommen, deren politisches und militärisches Leben eng mit unserer 11. MSD verbunden war.
herzlich verabschiedet. Meine Erkenntnisse aus diesem „Produktionseinsatz“:- mit der Berufsbeschreibung „Rußbläser“ (und Mitglied des FDGB/Bergbau-Energie) war ich nun in die „Arbeiterklasse“ integriert, meine Einstellung zur Arbeiterklasse, meiner Klasse, blieb unverändert, -ich hatte mich bei den nicht einfachen „Arbeitsbedingungen“ behauptet und auch einige Erkenntnisse zu „nichtstrukturmäßigen Führungsbeziehungen“ (nicht der Schichtingenieur bestimmt, es führt ein älterer Arbeiter, der viel Erfahrung hat) gewonnen. Das half mir zum Beispiel die Diensthalbjahr-Problematik richtig zu verstehen und in meiner
Einheit zu gestalten. –und ich bekam als Bergmann (so eingeordnet) für ein Jahr „Deputat-Kohle“. Wie sich meine „Deputat-Kohle“ (mit Hilfe meiner Soldaten) wundervoll vermehrte Meine Soldaten und Unteroffiziere begrüßten mich freudig bei meiner Rückkehr in die Kaserne nach Halle. Als ich von meiner neuen Mietwohnung in der Halberstädter Straße in Halle und den nun auch noch vorhandenen Kohleschein (zwei Öfen waren zu heizen) erzählte, waren 6 Soldaten, darunter der Sold. E. (Sohn des Kohlehändlers in der Nähe der Halberstädter Str.) sofort bereit mir zu helfen. In der dienstfreien Zeit, mit einem G5 („Probefahrt nach Reparatur an der Einspritzpumpe!“-also alles legal) fuhren wir zur Kohlehandlung. Eingangswiegen des Fahrzeuges: ich war ausgestiegen, der Fahrer blieb im Wagen. Meine andern Soldaten, so sagte Soldat E. der neben mir stand, sind schon vorausgegangen . Die Briketts wurden mit Förderband aufgeladen, der LKW stand dabei auf der Waage , bei 10 Zentner (addiert zum Fahrzeuggewicht) war Ende der Verladung. Meine 6 Soldaten tauchen plötzlich neben den G5 wieder auf. Wir fuhren zurück zur Halbertstädter Straße. Mit Schrägrutsche und Schaufeln waren die Kohlen schnell in meinen neuen Keller gebracht. Ich hatte mit Kohlen in meiner Kindheit viel zu tun gehabt, das Lagern war meine Aufgabe gewesen, ich konnte Kohlemengen einigermaßen abschätzen. Die Menge, die wir da gerade geholt hatten, waren nicht 10 Zentner sondern mindestens das Doppelte. Soldat E. sah mir meine Bedenken an, er meinte: auch 5 Soldaten haben ihr Gewicht und manchmal ist das gut und nützlich. Mit einem herzlichen Dankeschön verabschiedeten meine Frau und ich die Mannschaft. Und ich habe tapfer meine moralischen Bedenken unterdrückt und mich auf eine warme Wohnung im Winter gefreut (die PKK mag mir nachträglich noch verzeihen).Sicher ist aus dem ehemalige Soldaten/Gefreiten E. noch ein guter Kohlenhändler geworden- wenn er immer richtig gewogen hat. Oberstleutnant a.D. Manfred Kamprad
Brikettfabrik öhlen
Unser Autor beim 2.Traditionstreffen 2014